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Jeden Besucher,
Pilger oder Wallfahrer, der
auf
dem Jakobsweg durch Überlingen kommt, dürfte die Jodokkirche wohl in
ihren Bann
ziehen. Sie besticht nicht, wie übrigens alle Kirchen in Überlingen,
durch
besonders aufwändige und schmuckreiche Außenarchitektur, sondern durch
ihre
„innerlichen“, eher volkstümlich und im Glauben verwurzelten
Ausschmückungselemente.
Die Wandmalereien bilden dabei einen
herausragenden Schwerpunkt!
Zumeist im 15. und 16. Jahrhundert
entstanden, vermitteln sie einen
besonderen
Einblick in den damaligen Volksglauben losgelöst von Glanz und Gloria.
Legenden
sind dargestellt, Bildzyklen, Gleichnisse, Heilige und Einzelszenen aus
dem Neuen
Testament. Alle Darstellungen bieten Trost und Beistand, vermitteln
Halt und Geborgenheit
in schwierigen Lebenssituationen.
Berühmt ist das „Hühnerwunder des
Heiligen
Jakobus“, welches in zwölf Bildern aus dem 15. Jahrhundert Darstellung
findet.
Ebenso beeindruckend die Wandmalerei der drei lebenden und drei toten
Könige
bzw. Fürsten.
Um deren Beschreibung,
kulturgeschichtlicher Zuordnung und religiöser
Einbindung allerdings gerecht werden zu können, bedarf es umfangreicher
Vorarbeiten, die zwar äußerst spannend erscheinen, zu deren
Durchführung ich
mich gegenwärtig aber nicht berufen fühle.
So gilt meine Aufmerksamkeit dem eher
Bekannten,
dem im Volksglauben auch heute noch vertrauten, auf dem praktischen
Nutzen gläubiger
Anrufung, eben auf den Darstellungen der fünfzehn Heiligen Nothelfer in
der St.
Jodokkirche.
In den Schriften über die Jodokkirche
eher stiefmütterlich behandelt,
erschlossen sie mir eine reiche Fülle an Blickrichtungen. Das Leben der
Heiligen, ihr Wirken, die Legenden und die Legendenbildungen sind
mir ein spannendes und weites Betrachtungsfeld. Ihre Stellung in der
Kirche,
die Aktionen der Kirche in Verbindung mit den Heiligen, sowie das
Bedürfnis der
Gläubigen, aus dem Wirken des Heiligen einen Nutzen für das eigene
Leben zu
ziehen, sind oft genug beeindruckend und erschreckend zugleich.
Daraus
ergeben sich weitere Fragen mit vorwiegend politischem Ansatz:
Hätte
sich das Christentum ohne das römische Reich überhaupt entwickeln
können, und
wie verhielt sich das Verhältnis der Christen zur andersgläubigen
Reichsbevölkerung
aus dem Blickwinkel des römischen Staates und nicht aus dem der
christlichen
Überlieferung?
All
dies und noch einiges mehr versuche ich zu beleuchten und darüber zu
informieren.
Trotz allen Eifers sollte die
vorliegende Arbeit kein
wissenschaftliches „Standardwerk“ werden, sondern ein lokaler
Betrachtungsführer, der den Bedürfnissen des Kirchenbesuchers von St.
Jodok dienen
soll.
Daher ist es mir wichtig, über
die Kunsthistorischen Zusammenhänge
hinaus auch
Anregungen zur Andacht zu geben: Gebete zu den einzelnen Heiligen sowie
die
Nothelferlitanei zu den fünfzehn Überlinger Nothelfern sollen neben den
Legenden der Heiligen den Bezug zum praktizierten Glauben vermitteln.
2009 begründete der Verein
Konzertreihe St. Jodok
e.V. durch die Veranstaltung zahlreicher Konzerte im Gotteshaus die
Initiative,
Gelder für die Sanierung des Kircheninnenraumes zusammenzutragen. In
Zusammenarbeit mit der Konzertreihe St. Jodok soll auch der Erlös
dieses Büchleins diesem Zweck zugeführt werden.
Durch die großzügige
Unterstützung des
Rotary-
Club, Überlingen wurde das Erscheinen der gedruckten Ausgabe maßgeblich
ermöglicht.
Hierfür sei an dieser Stelle gedankt und im urchristlichen Sinne ein
herzliches
„Vergelt’s Gott!“ ausgesprochen.
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