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St.
Jodok in Überlingen war und ist eine der zahlreichen Kirchen auf dem
Jakobsweg,
der sein Ziel im nordspanischen Santiago de Compostela hat.
Seit dem frühen Mittelalter ist Santiago de Compostela neben Jerusalem
und Rom
der drittwichtigste Wallfahrtsort der Katholiken, den auch heute noch
viele
Pilger aus religiösen, kunstgeschichtlichen oder touristischen Gründen
aufsuchen.
Verehrung
findet in Santiago de Compostela das Grab Jakobus des Älteren.
Er,
einer der zwölf Jünger Jesu, Sohn des Zebedäus und Bruder des Apostel
Johannes,
gilt als besonders wundertätig.
Der Legende nach ging er
gleich nach Christi Himmelfahrt in die
römische
Provinz Hispania, dem heutigen Spanien, um dort zu missionieren –
allerdings
mit wenig Erfolg. Er kehrte daraufhin nach Palästina zurück und wurde
dort
schließlich auf Befehl des Königs Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahre
44
geköpft.
Nach einer in Spanien seit dem
Mittelalter verbreiteten Legende wurde
sein
Leichnam in ein Boot gelegt, das dann an die Küste Spaniens getrieben
wurde.
Nach einer anderen Version
brachten seine Jünger Athanasius und
Theodorus den
Leichnam auf dem Seeweg in sein Missionsgebiet Spanien und setzten ihn
in einem
Steingrab auf dem Gebiet der heutigen Stadt Santiago de Compostela bei.
Nach einer anderen in
Kirchenkreisen verbreiteten Legende schenkte
Kaiser
Justinian die Gebeine dem Sinaikloster; in den Stürmen des Islam
brachten
Mönche die Reliquien in Spanien in Sicherheit. Als die Muslime auch
Spanien
eroberten, vergrub man die Reliquien an der Stelle, an der sich heute
Santiago
de Compostela befindet. Ausgrabungen zeigen, dass sich dort eine
Nekropole
befand, die zu einem römischen Militärlager aus dem 1. bis 4.
Jahrhundert und
einer suebischen Siedlung aus dem 5. bis 7. Jahrhundert gehört hatte.
Im
Zeitraum von 818 bis 834 (das oft genannte Jahr 813 stimmt nicht) wurde
das
angebliche Grab entdeckt. Der Legende zufolge sah der Eremit Pelayo
eine
Lichterscheinung, die auf ein Apostelgrab hinwies. Man meldete das
Theodemir,
dem Bischof von Iria Flavia. Als man dann tatsächlich ein Grab fand,
erklärte
Theodemir, es sei das Grab des Heiligen Jakobus.
Darauf ließ König
Alfons II.
von Asturien (791–842) dort eine Kirche errichten, die sich zu einem
Wallfahrtszentrum entwickelte. Um die Kirche herum entstand ein Dorf,
das im
10. Jahrhundert zur Stadt Santiago wurde.
Die einschiffige Kirche wurde
bald zu klein. So wurde 872 unter König
Alfons
III. mit einem größeren dreischiffigen Bauwerk begonnen. Am 10. August
997
zerstörte Almansor, der große Heerführer des Kalifen von Córdoba, die
Stadt und
die Kathedrale. (Das Grab des Jakobus wurde allerdings nicht
beschädigt.) Die
Glocken der Kathedrale wurden von versklavten Christen in das 1000
Kilometer
entfernte Córdoba geschleppt. (Nach der Eroberung Córdobas am 29. Juni
1237
durch kastilische Truppen ließ man sie durch maurische Sklaven wieder
nach
Santiago zurückbringen.)
Erst unter Alfons VI. wurde
die Kirche neu
aufgebaut.
Die Arbeiten begannen nach verschiedenen Quellen entweder 1075 oder
1078. Um diese
Zeit wurde Santiago de Compostela neben Rom und Jerusalem zum
bedeutendsten
Wallfahrtsort der Christenheit.
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